Die Übersetzung des englischen Verbs "to facilitate" lautet zunächst einmal ganz simpel "erleichtern", "ermöglichen", "unterstützen" und "fördern" (Quelle: www.leo.org). Als Methode dient Facilitation dazu, eine Gruppe von Menschen darin zu unterstützen, innerhalb eines Veränderungsprozesses, eines Workshops, eines Vorhabens oder eines Meetings die von ihnen angestrebten Ziele zu erreichen.
Oft wird Facilitation fälschlich mit Großgruppenmoderation gleichgesetzt.
Bei der Facilitation werden i.d.T. Gruppen moderiert; was Facilitation allerdings von herkömmlicher Moderation unterscheidet, ist die Ausrichtung von Prozess, Rahmenbedingungen und Methoden darauf, die Menschen ins konkrete Tun zu bringen und ihre Kräfte, Kreativität, Energien etc. konstruktiv freizusetzen. Facilitation nutzt gezielt Gruppendynamik, leitet sie in konstruktive Bahnen und bewirkt damit effektive wie effiziente Ergebnisse.
Credit: Ich wollte das Rad nicht neu erfinden: Der folgende Text ist daher die Zusammenfassung einer umfassenden Darstellung, die ich auf der Webseite der Firma agonda fand.
Die Rolle des Facilitators
Die Aufgabe und Kunst des Facilitators besteht darin, geeignete methodische, räumliche und zeitliche Strukturen zu entwickeln und die Gruppe durch den Prozess zu geleiten. Er schafft damit einen sicheren Rahmen für alle Teilnehmenden und ermöglicht ihnen, sich in bester Weise in die Arbeit einzubringen, Themen und Anliegen zu besprechen und Lösungen zu entwickeln.
Der Facilitator verhält sich inhaltlich vollkommen neutral und gegenüber den Beteiligten allparteilich. Eine positive und empathische Grundhaltung allen und allem gegenüber ist neben der methodischen Kompetenz die wichtigste Fähigkeit eines Facilitator.
Die besondere Wirkung von Facilitation
Facilitation bewirkt oft verblüffende, unerwartete und nicht für möglich gehaltene Ergebnisse. Dies basiert auf und mündet zugleich in einer neuen Qualität der Zusammenarbeit, die sich durch die Methoden und den Prozess ergeben.
Kooperation und Verständnis
Menschen sind grundsätzlich bereit zu kooperieren, wenn sie ihre Sichtweisen und Anliegen einbringen können und das Gefühl erhalten, gehört und berücksichtigt zu werden. Gegenseitiges Verständnis entsteht - was nicht gleichzusetzen ist mit automatischer Zustimmung. Es bildet sich eine Grundlage für die Überwindung von Interessenkonflikten. Und das über Stakeholder-, Abteilungs- und Hierarchiegrenzen und kulturelle Unterschiede hinweg. Und damit entsteht eine Gleichrichtung der Interessen, die gegenseitige Unterstützung ermöglicht.
Mitwirkung und Verantwortung
Mit der gleichberechtigten Mitwirkung aller Beteiligten auf Augenhöhe bildet sich die Bereitschaft, Verantwortung für die Gemeinschaft wie auch die erarbeiteten Ergebnisse zu übernehmen.
Ergebnisse und Aktivierung
Die facilitativen Methoden mit klarem Rahmen bewirken eine Öffnung der Beteiligten. Es wird nicht nur geredet, sondern gemeinsam werden konkrete und direkt umsetzbare Lösungen, erste Schritte und andere Ergebnisse erarbeitet. Das Erleben der konstruktiven Gruppendynamik aktiviert die Teilnehmer und erzeugt eine inspirierende Atmosphäre des Gelingens.
Kulturwandel
Durch das Erleben einer ganz anderen Art, miteinander zu reden und zu arbeiten, verändert sich auch die Kultur der Zusammenarbeit über den aktuellen Prozess hinaus. Arbeits- und Gesprächsformen werden in den Alltag übernommen und verändern nachhaltig den Umgang miteinander, die Arbeitsatmosphäre und die Kommunikation.
Facilitative Methoden
Die bekanntesten Formate (auch "Settings" oder "Ablaufkonzepte" genannt), in denen facilitatives Arbeiten zum Einsatz kommen kann, sind die folgenden:
- Open Space / BarCamp
- World Cafe
- Zukunftskonferenz
- Appreciative Inquiry
- Dynamic Facilitation
- Real Time Strategic Change-Konferenz
- Wisdom Council
Die Darstellung dieser und weiterer Formate soll allerdings in Folgeartikeln erfolgen, um den Rahmen und die Zwecksetzung dieses Artikels nicht zu sprengen..
Es sei abschließend auch davor gewarnt, dass oft Veranstaltungen nach einer der o.g. Methoden benannt werden (z.B. erfreuen sich "BarCamps" aktuell großer Beliebtheit), aber dass oft deren Inhalt und Ablauf nicht der Verpackung und einer facilitativen Vorgehensweise entspricht. Sehen Sie daher genau hin, was sich wirklich dahinter verbirgt!
Das "Geheimnis" der Facilitation
Warum Facilitation so wirken kann, wie sie es tut, liegt in den zugrundeliegenden Annahmen, die der Methodenauswahl und Prozessgestaltung stets zugrundeliegen:
Kollektive übertrifft individuelle Intelligenz
Jede Gruppe von Menschen trägt eine Vielfalt von Wissen, Fähigkeiten und Erfahrungen in sich. Damit eröffnen sich auch ganz neue Lösungen und Möglichkeiten, wenn man allen (und nicht nur wenigen Entscheidungsträgern, Projektbeauftragten o.ä.) eine Plattform bietet, sich einzubringen.
Anerkennung ermöglicht Lösungsfindung
Um in einer Gruppe gemeinsam getragene Ergebnisse zu erzielen, ist es immer zunächst erforderlich, die gesamte Vielfalt von Meinungen und Sichtweisen gleichberechtigt anzuhören und in ihrer Gültigkeit anzuerkennen. Es gilt das Prinzip: Jeder gibt sein Bestes - immer! Mit der Sicherung dieser grundlegenden Verbindung zwischen den Beteiligten ist dann eine Zusammenführung hin zu Lösungen möglich. Und was anfangs zeitraubend erscheint, wirkt nach hinten beschleunigend.
Durchbrüche erfolgen emergent
Vor einer Lösungsfindung bedarf es eines "Reinigungsprozesses", indem vorhandene Gedanken und Gefühle der Teilnehmer ausgedrückt und anerkannt/bezeugt werden. Gemeinsames Verständnis und damit eine Lösungsfindung erfolgen dann oft plötzlich "aus dem Nichts".
Veränderungen folgen einem einheitlichen Muster
Veränderungen - und nichts anderes sind auch "normale" Besprechungen, wenn sie denn dem Vorantreiben eines Themas oder einer Lösung dienen - bewirken in den beteiligten Menschen einen stets gleich ablaufenden Prozess aus abgrenzbaren Phasen. Ein Bewusstsein für die aktuelle Phase hilft daher dem Facilitator wie auch den Beteiligten, gerade nützliche Methoden einzusetzen und Befindnisse "auszuhalten".
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